Claudia Roden, Grande Dame der mediterranen Kochkunst, verrät ihre besten Rezepte. Paola Bacchia lässt im fernen Australien die istrisch-italienische Heimatküche ihres Vaters und ein vergessenes Kapitel der Geschichte aufleben. Caroline Eden erschafft einen Kosmos rund um Kultur und Kulinarik der Schwarzmeerländer Ukraine, Türkei, Rumänien, Bulgarien, Georgien und Russland. Empfehlungen für 3 Top-Kochbücher, die viel mehr sind als das.
„Ein gutes Kochbuch erzählt eine Geschichte.“
Tim Mälzer
Top-Kochbücher 1: „Mittelmeerküche“ von Claudia Roden
„Sobald Ihnen etwas schmeckt, ist das Aroma richtig.“ Das sagt Claudia Roden, die Grande Dame der mediterranen Kochkunst, 1936 in Kairo geboren. Wer das von ihr geadelte „Beste“ aus der „Mittelmeerküche“ kennenlernen möchte, findet es in ihrem Alterswerk.
Noch dazu durchweg in Gerichten, die gut vorbereitet und leicht nachkochbar sind, mit viel Gemüse, viel Fisch und wenig Fleisch. Denn auch eine Meisterköchin schätzt, mit ihren Freunden zu essen, zu genießen – ohne lange in der Küche zu stehen.
Woher kommt der Dreiklang von Brot, Wein und Olivenöl?
Claudia Roden hat – geleitet von ihren ägyptischen und syrischen Wurzeln – die Küchen des Mittelmeerraums studiert, auf jahrzehntelangen Recherchereisen von Barcelona bis Venedig, von der Levante bis nach Nordafrika. Ihr Leben ist geprägt davon, den Geheimnissen und Geschmäckern einer der gesündesten, bekömmlichsten und ältesten Küchen der Welt auf die Spur zu kommen. Über kulturhistorische Zusammenhänge und gastronomische Entwicklungen ergründet sie das Wesen und die Usprünge von Gerichten wie von Zutaten, erzählt etwa von den Römern, die den Dreiklang von Brot, Wein und Olivenöl erfanden oder den Arabern, die Bewässerungstechniken einführten – und Rosinen und Pinienkerne nachhaltig im Speiseplan verankerten.
Mit „Mittelmeerküche“ blickt Claudia Roden auf ihr reiches, dem Genuss und dem Essen gewidmetes Leben zurück. Entstanden ist ein ästhetisch hochwertig gestaltetes Buch voller Geschichten, Emotionen und Rezepte: betörend schön und wunderbar schlicht zugleich.
Mein TippTop-Kochbücher: Ausführliche Rezension und weiterführende Lesetipps zu „Mittelmeerküche“ von Claudia Roden; direkt zum Buch.
Top-Kochbücher 2: „Istrien. Das Herz der Adria“ von Paola Bacchia
Die australische Kochbloggerin Paola Bacchia spürt der Geschichte ihres Vaters Nello nach. Ihm widmet sie ihr mediterranes Kochbuch „Istrien. Das Herz der Adria“. Es ist eine kulinarische Hommage an dessen unermüdlichen Versuchen, sich s e i n Istrien zu bewahren – im fernen Australien.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Istrien – heute der nördliche Teil Kroatiens – an Jugoslawien fiel, wurde Nello wie Hunderttausende andere vertrieben, weil er einer italienischen Minderheit angehörte: Er muss sein geliebtes Istrien und seine Herzensstadt Pola an der Adria (heute kroatisch: Pula) hinter sich lassen. Die Rezepte und Aromen aus der Heimat trösten über die Anfangszeit in Australien hinweg.
Historisch geprägt: Istriens multikulturelle Küche
Paola Bacchia setzt Puzzleteil für Puzzleteil zusammen: aus erinnerten und geretteten Familienschätzen, Anekdoten, Geschichten und Funden in venezianisch-istrischen Blogs. Sie versammelt mediterrane, überwiegend traditionelle Gerichte – darunter viele vegetarische. Mit ihrem Kochbuch huldigt sie Istriens multikultureller Küche mit ihren historischen Einflüssen aus Italien, Slowenien, Kroatien, Österreich und Ungarn.
Und sie setzt noch eins drauf, indem sie ein oft vergessenes und überaus verworrenes Kapitel der Geschichte rund um den Alliierten-Friedensvertrag von 1947 zur Sprache bringt: das von Vertreibung und Auswanderung der „Istriani italiani“. Doppeltes „brava“ und eine Silbermedaille des Deutschen Kochbuchpreises 2023 für Paola!
Mein Tipp Top-Kochbücher: Ausführliche Rezension und weiterführende Lesetipps zu „Istrien. Das Herz der Adria“ von Paola Bacchia; direkt zum Buch.
Top-Kochbücher 3: „Schwarzes Meer" von Caroline Eden
Die britische Journalistin Caroline Eden, Autorin renommierter englischer Tageszeitungen wie Guardian und Times, legt 2.253 Kilometer mit Bus und Bahn zurück, um dem östlichsten Rand Europas und ihrem Sehnsuchtsziel näher zu kommen: dem Schwarzen Meer, 436.400 km² groß und bis zu 2.000 Meter tief.
Für ihr Reise- und Kochbuch „Schwarzes Meer“ bereist Eden – vor dem russischen Angriffskrieg – vier der sechs Anrainerstaten: die Ukraine und die Türkei, Rumänien und Bulgarien, auf Georgien und Russland geht sie ebenfalls ein.
Überwiegend vegetarische Rezepte
Die Autorin bezeichnet ihre Publikation „Schwarzes Meer“ als „multisensorische“ Reisereportage. Historische Zusammenhänge, politische Differenzen, persönliche Begegnungen, kulturelle und nicht zuletzt kulinarische Traditionen der Schwarzmeerküche verschmelzen in ihrem Werk zu einem beeindruckenden Ganzen.
Caroline Eden erfüllt eine Herkulesaufgabe! Virtuos schöpft sie aus dem Schmelztiegel gegenwärtiger und vergangener Kulturen von Orient und Okzident und erschafft ein Meisterwerk, garniert mit 60 überwiegend vegetarischen Rezepten, darunter Nikolai Gogols marinierte Pilze und Mark Twains Odessa-Eiscreme.
„Schwarzes Meer" ist ein Kompendium, eine Bereicherung für wissenshungrige Kultur- und Kochfreund:innen, voller (Reise-)Anregungen, sich weiter zu beschäftigen: mit 6 Ländern und 6 mal Geschichte, (Ess)-Kultur, Literatur.
Mein Tipp Top-Kochbücher: Ausführliche Rezension und weiterführende Lesetipps zu „Schwarzes Meer" von Caroline Eden; direkt zum Buch.
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