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„Palma de Mallorca. Das Kochbuch“ – Genuss wie im Restaurant

  • Autorenbild: Felicitas
    Felicitas
  • 17. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Gute Idee, sich über Palma, der zauberhaften Hauptstadt Mallorcas, einer spanischen Regionalküche zu nähern. Britta Welzer und Svenja Mattner-Shabi setzen sie mit einem leidenschaftlichen Plädoyer um. Mit „Palma de Mallorca. Das Kochbuch“ begeistern sie für Palma und zeigen, welch großartiger kulinarischer und architektonischer Melting Pott in der Inselmetropole steckt. Das Ergebnis: eine erfreuliche Kochbuch- und Reiselektüre in einem.


Tapas-Auswahl in kleinen Schüsseln auf weiß-blauen Keramikfliesen
Tapas mallorquin © EMF/ Klara & Ida

Mandelfreunde kommen auf ihre Kosten


Immer noch ist es angesagt, Missionsarbeit gegen das Ballermann-Image Mallorcas zu leisten. Auch in Britta Welzers und Svenja Mattner-Shahis Köpfen schwirren Bilder von Bettenhochburgen und Touristenmassen herum. Klischees, die ein Kurztrip glücklicherweise zur Seite schiebt. Und aus ihnen Fans der Insel macht – vor allem Palmas. In der Hauptstadt der Balearen treffen sie auf ein Eldorado, wie geschaffen für zwei bekennende Foodies. Das für sie „größte Abenteuer, eine Kultur anhand ihrer kulinarischen Seite zu entdecken“ kann beginnen.


„Palma de Mallorca. Das Kochbuch“: kulinarische Begleitung rund um den Tag

Der Blick ins Inhaltsverzeichnis verspricht – eingeteilt in die Kapitel Frühstück, Mittagessen, Tapas und Snacks, Abendessen und Nachtische – kulinarische Begleitung rund um den ganzen Tag. Frühstück in Palma?! Auf ins trendige Viertel Santa Catalina! Meine Reiselust wird wach – und gehalten. Den Autorinnen des 240-seitigen Kochbuchs gelingt es, sich mit 60 raffinierten Rezepten bestens an den nächsten Palma-Trip heranzukochen. Atmosphärisch gelungen trifft Kochkultur überall im Buch auf Reisekultur. In den Intros der Rezepte stecken wertvolle Empfehlungen der Autorinnen für Cafés, Restaurants, Delikatessengeschäfte.


Jugendstil-Paläste, Klöster und eine Kathedrale ...

Ich habe Palma, die Schöne, früh kennengelernt, angezogen von ihren vielen kulturellen Höhepunkten. Längst chic geworden, ist sie zwar kein Geheimtipp mehr, doch immer wieder wert, bis in die entlegensten Winkel entdeckt zu werden. Über den Passeig de Born zu bummeln, in malerischen Gassen nach den Arabischen Bädern zu suchen oder in fantasievollen Geschäften zu stöbern, zwischen November und März ist das entspannt möglich. Kulinarisch krönen lässt sich das hervorragend mit diesem Genuss(ver)führer, der die geschmackliche Vielfalt der Stadt perfekt einfängt und Momente schafft, sich wie in einem Restaurant in Palma zu fühlen.


Bezieht Stellung im Stadtbild: die Kathedrale von Palma de Mallorca © Felicitas Wlodyga


Wer die balearische Hauptstadt noch nicht kennt, wird von Britta Welzer und Svenja Mattner- Shahi in ihr abwechslungsreiches Treiben hineingezogen, kann sich zu Jugendstil-Palästen, der Klosteranlage Sant Francesc und – natürlich – zur Kathedrale La Seu hingezogen fühlen. Auch die lebendige Kunstszene erhält einen kurzen Abriss. Ebenso Schloss Bellver, hoch über der Stadt gelegen. Mein zusätzlicher Tipp: Vor den Stadttoren wartet Joan Mirós großartiger Wohn- und Arbeitssitz.


Buch-Doppelseite mit Foto und Text zu Palmas Kathedrale und Kunstszene
Kulturelle Inputs bereichern die Rezeptesammlung © EMF

Ein Kochbuch, das gute Laune macht

Orange und Azurblau leuchtet es mir fröhlich vom Buchcover entgegen. Im Inneren warten idyllische Landschaftsaufnahmen von Mallorca, stimmungsvolle Stadtbilder und ausgezeichnete Rezeptfotografie. Zusätzlich setzen farbenfroh gezeichnete Orangen, Oliven und Blüten Akzente auf überwiegend weißen und einigen himmelblauen und terracottafarbenen Seiten und versprühen gute Laune. Munter symbolisieren sie die tiefe Verbundenheit der mallorquinischen Küche mit dem, was Acker und Weiden der 3.640 Quadratkilometer großen Insel hergeben.


Mallorcas traditionelle Inselküche international aufgemischt

Was die mallorquinische Rezeptpalette ausmacht, stellt bereits das Frühstück klar: Die traditionelle Inselküche trifft auf Einflüsse aus ganz Europa, Südamerika und Asien. So bekommt der Frühstücksklassiker Palmas „Pa amb oli“ – von jeher bestehend aus lokalem Roggen- oder Graubrot, mit Olivenöl beträufelt, und mit Tomaten, Thymian, Fleur de Sel garniert – ebenso seinen Platz bei der ersten Mahlzeit des Tages wie die verlockenden Doppeldecker, Mandelkekse mit „Dulce de Leche“ aus Südamerika. Ihre Herstellung verlangt nach einer Dose gezuckerter Kondensmilch. Als kleine Kulturträger repräsentieren sie in der mallorquinischen Küche das „optimale Sinnbild“ für die Kombination klassischer Zutaten, hier Mandeln, und „dem modernen Einfluss aus aller Welt“.


Mandelfreunde kommen auf ihre Kosten

5 Millionen Mandelbäume soll es auf Mallorca geben – bei rund 1,2 Millionen Einwohnern. Kein Wunder, dass „almendras“, die Früchte des Mandelbaums, die kulinarischen Freuden durchgehend prägen, ob als Mandelmus-Dressing im Fenchel-Birnen-Salat, beim klassischen geschmorten Mandelhuhn oder bei Curry-Mandeln. Mandeln wandern in den fluffigen, mehlfreien „Gato mallorquin de almendra“, den hiesigen Kuchenklassiker schlechthin. Oder bilden mit Tomaten und Knoblauch eine wunderbare Sauce. Sie begleitet frischen Tintenfisch, ergänzt durch eine Prise Safran. Immer wieder sorgen kleine Beigaben, mal Honig, mal Orangenschale, für besonderen Geschmack.


Ein anderer alter Bekannter ist „Xeica“, der alte mallorquinische Weichweizen, wichtigste Zutat für Empanadas. Britta Welzer und Svenja Mattner-Shahi füllen die beliebten Teigtaschen auf ihre Art mit Rindfleisch und Erbsen. Auch für „Pica pica de sepia“, den großen mallorquinischen Tapas-Klassiker, kreieren die Schwestern ihre eigene Variante und fügen ihm Rosinen und Pinienkerne hinzu. Hier sind erfahrene Genussexpertinnen am Werk: Seit 2018 teilen die beiden ihre Leidenschaft für Themen rund ums Essen, Kochen und Fotografieren als Bloggerinnen und Autorinnen – hier agieren sie als Klara und Ida – und geben auch ihr Wissen zur Foodfotografie weiter.

Fisch, Fleisch oder Gemüse?

In ihrer Hommage an Palma, Mallorca und seine Küche finden (Lakto)-Vegetarier erlesene Rezepte auf einer Gemüse- und Fischbasis. Wie wäre es etwa mit der bunten Gemüsepfanne „Frito mallorquin“? Wo es die beste in Palma gibt, wird auch gleich verraten (in der Markthalle „Mercat d’Olivar“). Ein paar Seiten weiter lachen mich orientalische Süßkartoffelwürfel an (sehr empfehlenswert!). Da auf Mallorca gerne und viel Fleisch gegessen wird, dürfen Gerichte mit Kaninchen, Spanferkel oder dem schwarzen Schwein „Porc negre“ nicht fehlen. Auch ein Entrecote, aber dann bitte mit „Chimichurri“, dem Saucen-Liebling aus Argentinien, ließe sich zubereiten.


Die Kochbuchautorinnen amüsieren sich auf einer Gartenbank
Die Autorinnen Britta Welzer und Svenja Mattner-Shabi © Anna Nowakowska

Essen wie im Restaurant in Palma de Mallorca

Seite um Seite offenbaren die Autorinnen mehr, auf welche Schätze Mallorcas ebenso kreative wie bodenständige Küche gründet, gestehen auch, dass manches nur vor Ort richtig gut ist, wie „Ensaimada“, die Hefeschnecke mit Puderzucker. Als Genussmenschen zeigen sie gekonnt, wie sich mit einfachen Zutaten ein hervorragendes Essen jenseits langer Zutatenlisten zaubern lässt. Ihre Rezeptauswahl ist ein weiterer wertvoller Beitrag zur Mittelmeerküche – das Mittelmeer spielt auf azurgold immer wieder eine wichtige Rolle, zuletzt mit dem famosen Bildband „Wanderlust Mittelmeer“. Britta Welzers und Svenja Mattner-Shahis Rezepte laden ein, aus den einzelnen Kapiteln ein Menü zusammenzustellen oder eine große Tafel für Gäste. Das sehr übersichtliche Inhaltsverzeichnis erleichtert das ebenso wie ein nach Zutaten von Aceto Balsamico bis Zucchini sortiertes Register.


Essen wie im Restaurant und dabei die Vorfreude auf eine Reise nach Palma de Mallorca schüren. Mit diesem Menü gelingt es bestimmt: vorneweg ein Auberginen-Carpaccio, zum Hauptgang Lammkeule mit Zitrusmarinade (vegetarische Variante: Paella mit Artischocken) und als „postre“ ein Schichtdessert-Traum – auch optisch – zubereitet aus zwei Lagen Biskuitteig, Baiser, Sahne, Heidelbeeren und Pistazien.


Mein Fazit

Ein inspirierendes Buch für alle, die die modern interpretierte mallorquinische Küche lieben lernen oder kennenlernen möchten. Ich mag den Ansatz, einer Stadt ein Kochbuch zu widmen. „Palma de Mallorca. Das Kochbuch“ ist ein sehr gelungenes Beispiel dafür! Es verkörpert kulinarische Wohlgefühle, die ein nachhaltiges Erleben der Stadt, der Insel und ihrer reichhaltigen Kultur befördern. Das Flair von Palma in die eigene Küche einziehen lassen oder sich baldmöglichst auf Städte-Trip begeben? Die Antwort von „Palma de Mallorca. Das Kochbuch“ ist einhellig: am besten beides!


Cover von Palma de Mallorca. Das Kochbuch

Buchempfehlung

Britta Welzer, Svenja Mattner-Shahi. EMF Verlag 2024, 240 Seiten, Format: 21,5cm x 26,6cm



Die Autorinnen, ihr Blog, ihre Kochbücher

Mehr über die Schwestern Britta und Svenja erfährst Du auf ihrem Blog Klara & Ida. Hier gibt es eine Vielzahl ihrer Rezepte. Sie sind kreiert nach der Devise, die auch für das Palma-Kochbuch gilt: „Mit viel Leidenschaft entwickeln wir für dich einfache Rezepte, die sich gut in den Alltag integrieren lassen und Spaß machen. Denn einfach heißt eben nicht langweilig.“


Mit dem EMF Verlag haben Britta Welzer und Svenja Mattner-Shahi bereits zwei weitere Kochbücher realisiert: ein großes Italien-Kochbuch und ein Frankreich-Kochbuch.


Auf Instagram sind Klara und Ida, alias Britta und Svenja, ebenfalls vertreten.

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