Macht Mut: Carolin Stüdemanns Sachbuch Die Zukunft unseres Wassers
- Felicitas
- 28. Aug.
- 5 Min. Lesezeit
„Die Zukunft unseres Wassers“ – bereits im Titel steckt alles: Ohne Wasser haben wir keine Zukunft. Doch dieses Sachbuch beschwört alles andere als düstere Zukunftsaussichten herauf. Vielmehr gründet es Autorin Carolin Stüdemann, Geschäftsführerin des Vereins Viva con Aqua, auf eine erstaunlich positive Basis. Erfahre außerdem, was Wasser mit Kunst und Kultur zu tun hat.

Wie kann ich mich für „Die Zukunft unseres Wassers“ engagieren?
„Die Zukunft unseres Wassers“: Warum das Buch?
Der in Hamburg ansässige Verein Viva con Aqua engagiert sich global für den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Denn noch immer hat ein Viertel der Menschen das nicht an ihrem Lebensort. Viva con Aqua-Geschäftsführerin Carolin Stüdemann (* 1990) kennt die vielen Gesichter der Wasserkrise. In „Die Zukunft unseres Wassers“ stellt sie sie uns mit beeindruckender Expertise, Praxisnähe, Best-Practice-Beispielen und realistischem Optimismus in zehn Kapiteln vor.
Wie wenig fundierte und allgemeinverständliche Informationen es über den globalen Zustand unseres Wassers gibt, bemerkte Carolin Stüdemann in den Jahren ihrer wachsenden Leidenschaft für das Lebensmittel Wasser. So entstand die Idee zum Buch – und Stüdemanns Reise zu „Menschen, die Wasser in den unterschiedlichsten Facetten verstehen, schätzen und schützen“.
Folgenreiche Begegnungen
Bereits als 17jährige Schülerin begegnet sie in der Schule Viva con Aqua und dem Initiator der NGO, Benjamin Adrion. Er stellt in ihrer Klasse Projekte vor, die eine ausreichende Wasserversorgung in Ländern ohne geeignete Infrastruktur unterstützen. Im Unterkapitel „Erdbeeren pflücken in Elmshorn“ schildert Stüdemann, wie Adrion sie begeisterte und ihr „Grundgefühl und Verständnis von Eigenverantwortung“ stärkte.
Es gibt viele dieser Unterkapitel; sie strukturieren – Koautor ist der Wissenschaftsjournalist Rüdiger Braun – das komplexe Thema und machen es durch gut erzählte Episoden mit persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen nahbar. Zusammenhänge werden anschaulich erklärt, Machbarkeitsstudien und Initiativen vorgestellt. Geschildert werden immer wieder folgenreiche Begegnungen wie etwa die zwischen Benjamin Adrion und Bela B, Schlagzeuger und Sänger der Punkband „Die Ärzte“: Hier steht die Becherpfand-Idee auf Festivals und Konzerten Pate, die zu einem wichtigen Standbein der Spendenbeschaffung für den Verein werden konnte.
Beiträge von Wissenschaftler:innen und Prominenten bereichern die gelungene Fülle, darunter:
Maude Barlow, selbsternannte „Wasserkriegerin“ und Trägerin des alternativen Nobelpreises „Right Livelihood“ ( „Das Wassser gehört der Erde und den künftigen Generationen“)
Sven Plöger, Meteorologe und Moderator („Wir brauchen diesen Planeten, er uns aber nicht“)
Dirk Steffens, Dokumentarfilmer und Moderator („Kieselalgen, die vielleicht wichtigsten Geschöpfe, von denen du nie gehört hast“)
Jeanette Gusko, Geschäftsführerin vom gemeinwohlorientierten Medienhaus CORRECTIV für investigativen Journalismus („Dranbleiben lohnt sich“ – und kritischer Journalismus wirkt“)
Faktenreich: Carolin Stüdemanns „Die Zukunft unseres Wassers“
Gute Beispiele und Geschichten zum unerschöpflichen Thema Wasser, die ermutigen, staunen lassen, Verständnis schärfen, klüger machen. Unterlegt sind sie mit Stüdemanns Überzeugung, dass ohne große Einschränkungen jeder und jede mit etwas Aufmerksamkeit seinen Wasserverbrauch senken kann. Dahinter steht eine überraschend positive Ausgangsbasis:
„Grundsätzlich ist trotz der massiven Auswirkungen der Erderhitzung genügend Wasser für alle vorhanden, doch es ist ungerecht verteilt und wird nicht nachhaltig genutzt.“
Wie auch die Meeresbiologin Frauke Bagusche, die sich aktiv für Meeresschutz einsetzt – Du kannst sie und ihre Bücher auf azurgold kennenlernen –, geht Carolin Stüdemann sehr positiv an die anstehenden Herkulesaufgaben. Wer dem verantwortungsvolleren Umgang mit dem Wasser näherkommen möchte: Stüdemann liefert. In ihrem Kompendium „Die Zukunft unseres Wassers“ hat sie die Faktenlage akribisch zusammengetragen. Sie zeigt auf 266 Seiten (und 40 Seiten Anhang mit Quellen und Register) mit unzähligen Beispielen, wo und wie kluge Maßnahmen ergriffen werden und ausgebaut werden können. Das reicht von wertvollem Second Hand-Wasser über „Flusswasser für Wein und Gemüse“, „Zu viel Wasser im Winter, zu wenig Wasser im Sommer“, „Plastikteilchen aus Klärwerken schöpfen“ bis „Mexico Citys Regenwasser nutzen“ zum Wasserkonflikt in Lima oder dem Geschäft mit dem Wasser in Cochabamba/ Bolivien.
Mehrwert zuhause und weltweit
Das eigene Zuhause wird ebenso unter die Lupe genommen wie die weltweite Ungerechtigkeit zwischen dem globalen Norden und Süden. Körperpflege, Reinigung von Kleidung (öfter mal lüften!), Geschirr spülen, putzen, Pflanzen gießen, trinken und kochen – alles kommt auf den Prüfstand. Ein Beispiel: Würden etwa sparsame Armaturen und Duschköpfe in Deutschland in den rund 40 Millionen Haushalten standardmäßig eingebaut, ließen sich täglich über 900 Millionen Liter Wasser einsparen. Eine Liste mit 47 Ländern, in denen das Wasser ohne Risiko aus dem Hahn getrunken werden kann findet sich ebenso wie eine, die aufzeigt, wie viel Wasser die Produktion ausgewählter Lebensmittel verbraucht, bis sie auf dem Ladentisch landen.
Perspektivwechsel, globaler Schauplatz: Unter der poetischen Überschrift „Wasser aus Wolken kämmen“ verbergen sich Nebelkollektoren, an denen Luftfeuchtigkeit kondensiert und zu fließendem Wasser wird, etwa in Tansania, Israel, Nepal, Mittel- und Südamerika oder in Südeuropa. So freuen sich zum Beispiel auf Gran Canaria 3.000 Bäumchen und etliche Obstbauern über das Nebelwasser.
„Wir brauchen eine tiefgreifende, zeitgemäße Kultur im Umgang mit dem Wasser. Wasser ist so viel mehr … als nur eine Ressource. Wir müssen es konsequent schützen, seiner Verschmutzung und Verschwendung entgegenwirken und es für alle Menschen gleichermaßen verfügbar machen ... Die Verfügbarkeit von sauberem Wasser für alle Menschen wird der Schlüssel zu einer friedlichen und lebenswerten Zukunft sein.“
Wie kann ich mich für „Die Zukunft unseres Wassers“ engagieren?
Wer sich für diese Maxime Stüdemanns engagieren will, dem rät die Autorin von „Die Zukunft unseres Wassers“, zu überlegen, was ihm Freude bereiten könnte. Daraus spricht ihr eigenes „tiefes Gefühl von Selbstwirksamkeit und Erfüllung“ beim Engagement. Wie groß die Vielfalt der Möglichkeiten ist, sich mit eigenen Stärken und Ideen für sauberes Trinkwasser zu engagieren, zeigt die Erfolgsstory der Hamburger „Millerntor Gallery“, einem Festival, das dem Motto: „Art creates water“ folgt.
Zugunsten von Spenden für globale Wasserprojekte füllt die Veranstaltung Jahr für Jahr das Millerntor Stadion des FC St. Pauli – dank Musik- und Kulturbühnen, Kinderprogramm, Hunderten von Kunstwerken, Kunstauktion und vielen Aktionen. Auf die Beine gestellt von Hunderten von tatkräftigen Unterstützenden, die „Lust haben, etwas gemeinsam zu schaffen“. Verbundenheit und Gemeinschaft. Darum geht es in „Die Zukunft unseres Wassers“, im Kleinen wie im Großen – hin zu internationaler Solidarität. Das heißt: (Nur) ALLE für Wasser bringt Wasser für alle!
Mein Fazit
Sinnstiftend, mutmachend, nie belehrend und immer zukunftsweisend. „Die Zukunft unseres Wassers“ ist ein eindringlicher Appell, den „Ökoenthusiasmus“ – der Carolin Stüdemann antreibt – in uns zu entdecken. Ein Buch für alle, die das Leben lieben und es in seiner Schönheit erhalten möchten!
Buchempfehlung
Penguin Random House Verlagsgruppe / Ludwig 2025, 304 Seiten, Paperback
Tiefer eintauchen
Viva con Aqua listet auf seiner Website alle vom Verein geförderten Wasserprojekte auf und stellt Spenden- und Mitmachmöglichkeiten vor. Das Millerntor-Festival hat auch seinen festen Platz.
Carolin Stüdemann, Viva con Agua-Geschäftsführerin, hat eine eigene Website und hier das Schlusswort:
„Der stete Tropfen, die vielen Tropfen weichen Wassers, die zusammen den harten Stein höhlen und sichtbar etwas verändern. Dieses mutmachende Bild hat sich bei mir eingeprägt.“ Carolin Stüdemann, Geschäftsführerin von Viva con Agua
Kommentare